leben

Donnerstag, 1. März 2007

Farbe bekennen.

Dass braunes Gedankengut und menschenfeindliche Gesinnung trotz aufgeklärter Gesellschaft keine Seltenheit sind, ist nichts neues. Bekannt ist auch die Tatsache, dass diese verdorbene Saat nicht nur weit entfernt von der heimischen Kleinstadtidylle auf fruchtbaren Boden fällt. Allerdings wurde mir das erst dann schlagartig bewusst, als ich zum ersten Mal mit rechter Hetze konfrontiert und meine Zivilcourage geprüft wurde.

In dem kleinen, nicht weit entfernten, Hunsrück-Dorf Gonzerath hat die NPD im Dezember 2006 ein altes Schulgebäude angemietet und ihren Landesparteitag dort abgehalten. Künftig soll das Gebäude als Schulungszentrum fungieren, in dem Anhänger der als rechtsextrem eingeschätzten Partei ideologisch "geschult" werden. Auf den Seiten des NDP-Landesverbandes Rheinland-Pfalz heißt es laut Spiegel Online: "..., dass dabei "Grundlagen nationaler Politik" gelehrt werden sollen. Dazu zählen Begriffsdefinitionen von "Rasse, Volk, Nation, Staat", das "lebensrichtige Menschenbild" der Rechtsextremen und das NPD-Programm."
Gegner der Partei befürchten, dass die NPD den Standort Gonzerath nutzen wird, um neue Mitglieder zu gewinnen, ihre Strukturen in der Region zu festigen und auf die Kommunalwahl 2009 hinzuarbeiten.

Am kommenden Samstag, 03. März 2007, wird das sogenannte "Schinderhannes-Zentrum" in Gonzerath eingeweiht und das "Bündnis gegen Rechts Trier und Region" ruft zu einer Gegendemonstration auf.

Bleibt zu hoffen, dass unzählige Menschen sich zu einer bunten Masse zusammenfinden werden, die Farbe bekennt und das Braun im Vergleich verblassen lässt.

Samstag, 10. Februar 2007

Pfütze.

Lieber Waszum, liebe Carrry,
wenn ich jetzt nach draussen ginge und eine Pfütze fände:
Ich würde sowas von mitten rein springen!

Freitag, 26. Januar 2007

Verfallsdatum.

Also.

Manchmal ertappt man sich ja dabei, dass man klischeehafterweise das eigene Spiegelbild nach den ersten optischen Alterserscheinungen absucht. Ich spreche hier extra so ganz im Allgemeinen. Nicht dass irgendein Leser hier von der Allgemeinheit auf meine Person schließt. Nur um das klarzustellen.

Also, die Sache ist die:
Wenn man ein Mann ist, dann freut man sich ja über die kleinen Details, die einen Mann im Alter gemeinhin attraktiv machen. Leicht grau melierte Haare, reife Gesichtszüge, Mimikfältchen. So wie bei George Clooney. Oder Pierce Brosnan. Uuh.
Man sagt den Männern eben nach, sie würden mit dem Alter attraktiver.

Bei Frauen ist das anders. Sagt man. Darum kaufen Frauen ja all diese Kosmetika, die die Haut über Nacht um 12,37 Jahre verjüngen. Und schmieren sich Anti-Aging-Masken ins Gesicht. Und machen Gesichtsmuskeltraining. Und gehen zu Laserbehandlungen. Und wenn sie ganz doof reich sind, sogar zum Botox-Doktor.

Aber nochmal zurück zum Anfang.
Oft ist es ja so, dass man sein Spiegelbild völlig umsonst nach Alterserscheinung absucht. Also immernoch ganz allgemein gesprochen, versteht sich. Natürlich findet der eine oder andere mal kleine Lachfältchen oder auch mal das zarte Überbleibsel eines Stirnrunzlers. Aber das macht ja im Grunde bloß sympathisch.

Also. Worauf ich eigentlich hinaus will:
Selbst wenn man in ein paar Tagen zu den Menschen gehören sollte, die eher dem Alter "Mitte zwanzig", als dem Alter "Anfang zwanzig" zugeordnet werden und selbst wenn die Eltern immer öfter nach einem potenziellen zukünftigen Schwiegersohn fragen sollten und das alles natürlich völlig allgemein und generell ohne konkreten Personenbezug, in diesem rein hypothetischen Fall, wäre einem das ja piepegal. ABER!

Die entscheidende Frage ist:
Wieso zum Teufel werde ich in der ****A/B-Cafete von Erstsemestern GESIEZT?!

Montag, 25. Dezember 2006

Gerührt.

Mein Papa hat mal wieder komponiert und mich zu Tränen gerührt. Womit mal wieder bewiesen wäre, von wem ich meine sentimentale Ader geerbet habe ;o).
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Samstag, 23. Dezember 2006

Nostalgie.

Mein Vater gibt mir seinen Autoschlüssel, aber ich lehne ab. Ich laufe lieber zu Fuß zum Supermarkt, so wie ich es früher immer getan habe, als ich noch keinen Führerschein hatte.

Im Garten schräg gegenüber recht die Nachbarin die letzten Laubreste zusammen. Ach, auch wieder im Lande, wie läuft das Studium? Ein Austausch weniger Belanglosigkeiten und das seltsame Gefühl, nicht mehr das Nachbarskind, sondern die fremde Heimkehrerin zu sein.

Ich laufe die Straße hinunter und nehme wie früher die Abkürzung über den Friedhof. Nach dem kurzen Innehalten am Grab meines Opas habe ich wieder diesen Geschmack von Eukalyptusbonbons im Mund, der unwiderruflich mit ihm verbunden ist.

Auf dem schmalen Weg den Hügel hinunter, vorbei an der Kirche, lausche ich in die winterliche Umgebung und höre... nichts. Nichts als einen einsamen Raben, der irgendwo in den Büschen vor sich hin schimpft.

Am Fuß des Hügels biege ich ab Richtung Dorfmitte. Da ist der alte Tante Emma Laden. Frau H. trägt zwei leere Gemüsekisten in den Schuppen, lacht und grüßt. Sie hat mir und J. früher immer gemischte Tüten Süßigkeiten für zwei Mark verkauft.

Die Metzgerei an der Kreuzung zur Hauptstraße, wo man früher von Herrn R. beim Einkauf immer ein Stück Wurst extra bekommen hat, hat einem Döner-Imbiss Platz gemacht. Die große Welt hat Einzug in das verschlafene Dorf gehalten.

Ein Stück weiter die Sporthalle, die mich an Volleyballtraining und muffige Umkleidekabinen erinnert. Und gegenüber liegt der große Festplatz verlassen, an dem man früher einmal im Jahr bei der großen Kirmes am Autoscooter aufgeregt auf den großen Schwarm gewartet hat. Heute trotzt hier nur ein kleiner Campingwagen dem eisigen Wind.

Mein Weg führt vorbei am Kindergarten, wo ich so oft meine Brüder abgeholt und nach Hause gebracht habe. Ich sehe die beiden noch genau vor mir mit ihren kleinen Rucksäcken, den frechen Gesichtern und den mit Farbe verschmierten Händchen.

Kurz bevor der Supermarkt hinter der Kurve erscheint, weckt das Gemeindehaus die prägensten Erinnerungen. Konfirmandenunterricht mit der Chaotentruppe, Kindergottesdienst mit aufmüpfigen Kleinen, Mitarbeiterschulungen, Treffpunkt für Abfahrten zu Jugendfreitzeiten. Es ist so unglaublich lange her...

Ich biege ein auf den Parkplatz des Supermarktes. Hupen, Gerenne, Geschiebe, Geschubse, Gemeckere, Flüche von Menschen auf der Jagd nach den letzten Weihnachtsgeschenken und den Zutaten für das perfekte Weihnachtsdinner. Eine alte Frau fährt mir ihren Einkaufswagen in die Kniekehle und befördert mich zurück in die Realität.

Schön war's hier.

Dienstag, 12. Dezember 2006

Abgedreht.

Am Wochenende habe ich mal wieder ein wenig mehr Blut geleckt. Beim Kurzfilm-Dreh eines Kommilitonen hatte ich wahnsinnigen Spaß und prompt haben es sich Engelchen und Teufelchen erneut auf meinen Schultern bequem gemacht. Während mir von der linken Seite eingeredet wird, dass ein Job bei Film und Fernsehen nach dem Studium ein wahr gewordener Mädchentraum wäre, insisitiert die rechte, mich fernzuhalten von dieser Branche, die weder mit Geld noch mit Sicherheit lockt...

Mittwoch, 29. November 2006

Fassungslos.

Zum ersten Mal in meinem Leben bin ich in der Öffentlichkeit Zeugin unglaublicher Nazi-Parolen geworden.

Auf dem Weg zum Bus mache ich gut gelaunt einen Abstecher in eine Bäckerei. Während meiner Bestellung tönt aus der Stehcafe-Ecke laut ein "Die sollen doch alle nach Hause gehen". Die drei Herren in Handwerker-Montur, alle im Alter von 50 bis 60, quittieren meinen bösen Blick. Das schert sie natürlich überhaupt nicht und es wird peinlich weiter gepöbelt.

Ein Mann, der endlich mal wieder Ordnung schafft, müsse her. Vielleicht nicht gerade Hitler, knurrt der eine, das wäre dann doch vielleicht zu hart. Aber so einer, der mal richtig durchgreifen würde. Mein bestellter Kaffee steht dampfend auf der Theke neben den drei Männern. Ich dampfe auch. Vor Wut. Mein Blick fängt die der beiden Verkaufsdamen, die mich peinlich berührt anlächeln. Und sich dann eifrig mit der Weihnachtsdekoration des Ladens beschäftigen.

Ich will meinen Kaffee nehmen und raus aus diesem Laden. Keine Lust, mich am frühen Morgen als junge Frau mit drei alten Haudegen anzulegen. Während ich aber krampfhaft versuche, meinen Ärger in den Griff zu bekommen, gewinnt der Pöbel erst richtig Fahrt. Raus sollten die, alle zusammen, raus aus Deutschland. Dahin, wo sie hergekommen seien. Die wollten ja sowieso alle nicht arbeiten. Dabei gäbe es hier doch Arbeit genug, fällt der zweite dem ersten ins Wort, die wollten ja bloß alle nicht. Genau, ereifert sich der dritte, in Konzentrationslager sollten die alle, da könnten sie dann arbeiten. Und zwar so richtig.

Mir platzt der Kragen. Ich greife meinen Kaffee und motze die Vollidioten Herren an, dass es unglaublich sei, was sie da von sich gäben und dass ich das überhaupt nicht in Ordnung fände.
Der Rädelsführer dreht sich zu mir um und mustert mich abschätzig. Ob ich Mädchen denn überhaupt schon mal Geld verdient hätte. Oh ja, drei Jahre lang, ob er es glaube oder nicht, schnaube ich. Darauf folgt ein wirres Geschwätz über Baustellen in Deutschland und die Franzosen, die über das Land herfallen, und...

Zwar hätte ich es von vornherein wissen müssen, aber mir wird in diesem Moment klar, dass diskutieren hier völlig fehl am Platz ist. Ich falle dem schimpfenden Kerl ins Wort, dass ich keine Lust hätte, mir sein Gerede anzuhören und dass er in Zukunft nachdenken solle, was er da so von sich gäbe. Ein fünfter Kunde an einem anderen Stehtisch nickt zu meinen Worten. Stumm. Ich stampfe aus dem Laden.

Als sich die Wut über die Männer und ihre Parolen gelegt hat, bleibt die Wut über mich selbst. Ich habe mit einer zickigen Aussage den Rückzug angetreten und die Parolenschreier ohne Gegenargumente ihrer Selbstherrlichkeit überlassen.

Und dann legt sich auch diese Wut allmählich Dank des Bewusstseins, wenigstens den Mund aufgemacht zu haben. Und klar gemacht zu haben:
Das ist euer Geschwätz. Nicht meins.
Der vierte Mann im Laden und die beiden Verkäuferinnen haben mit ihrem Schweigen Akzeptanz signalisiert. Eigentlich hätten auch sie einen Rüffel verdient.

Montag, 20. November 2006

Glücklich.

Eben auf dem Heimweg war da plötzlich dieser unbändige Drang, mit Anlauf in die allergrößte Pfütze zu springen.

Tage wie diesen sollte man abonnieren können.

Sonntag, 19. November 2006

Rastlos.

Das ist das perfekte Wetter für einen gemütlichen Tag. Die Regentropfen prasseln an die Fensterscheibe, der Himmel trägt ein Einheitsgrau, die letzten braunen Blätter klammern sich an den Bäumen fest und auf der Couch in die Wolldecke gekuschelt mit einer Tasse dampfendem Tee in der Hand umgibt mich warme Geborgenheit.
Und von einer Sekunde zur anderen beschleunigt sich der Puls, das Gehirn sucht krampfhaft nach der Information, ob die beiden Überweisungen schon gemacht wurden, kann keine Bestätigung finden und fügt einen Punkt hinzu auf der mentalen To-Do-Liste.

Augen zu, die Musik trägt die Gedanken und ein Stück von mir selbst weit weg, raus aus der Realität in eine Traumwelt, die schon lange nicht mehr besucht wurde.
Augen auf. Reale Informationssuche des Gehirns. Wie lange dauert es, diese Texte zu lesen und wann ist das Treffen zu deren Besprechung?
Tief einatmen, langsam wieder ausatmen. Die Auszeit auf der Couch war eine bewusste Entscheidung, nachdem der Körper seine Grenzen signalisiert hat. Das Gehirn hat also auf Sparflamme zu schalten und zu akzeptieren, dass die Häkchen hinter den zu erledigenden Aufgaben erst ab morgen wieder gemacht werden können.

Und langsam dämmert mir, was ich auf meiner persönlichen Liste der knappen Güter hinzuzufügen habe. Zeit. Und zwar nicht nur die Zeit, universitäre, berufliche und private Aufgaben zufrieden stellend zu erledigen. Sondern ganz besonders auch die Zeit, zur Ruhe zu kommen, sich mit Gelassenheit auszuklinken aus der Welt und zu akzeptieren, dass sie sich für ein paar Stunden alleine weiterdreht.

Montag, 13. November 2006

Erlebnisse, auf die man verzichten könnte.

Wenn man nach zehn Stunden Uni im Regen vor der Haustür steht, drei Kilo Kopierpapier in der linken Hand, vier Kilo Laptoptasche in der rechten, checkt, dass man den Schlüssel vergessen hat und weder der Mitbewohner, noch die Nachbar-WG zuhause ist...

Miss Whatever

"Das ist meine Weltanschauung, wer aber die gegenteilige hat kann weise sein, sagt der Weise. Das ist meine Weltanschauung, und wer eine andere hat ist ein Tor, sagt der Tor." (Marie Freifrau von Ebner-Eschenbach, 1830 - 1916)

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