Sonntag, 31. Dezember 2006

Abgeschlossen.

Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
an keinem wie an einer Heimat hängen,
der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
er will uns Stuf' um Stufe heben, weiten!
(Hermann Hesse, "Stufen")


Auch wenn ich den Abschluss eines Kalenderjahres nicht überbewerten will und von guten Vorsätzen, die man erst ab einem bestimmten Stichtag in die Tat umsetzen will, nicht viel halte, so ist der letzte Tag im Jahr doch immer ein symbolischer Anlass zu resümieren. Was habe ich erlebt? Was habe ich erreicht? Was habe ich verloren, was habe ich gewonnen? Wo bin ich angekommen, wo will ich hin?

Am Ende eines Jahres lassen sich Details zu einem großen Ganzen zusammenzufügen, den Kontext begreifen und Dank einer gewissen Distanz ein Fazit ziehen.

Und am Ende dieses Tages, am Ende dieses Jahres stelle ich fest, dass 2006 ein großes Jahr war. Nicht in den Details. Doch die Summe ist das Entscheidende:
Dieses Jahr hat mir gezeigt, wer ich bin.

In diesem Sinne:
Auf ins Jahr 2007! Rutscht gut!

Montag, 25. Dezember 2006

Gerührt.

Mein Papa hat mal wieder komponiert und mich zu Tränen gerührt. Womit mal wieder bewiesen wäre, von wem ich meine sentimentale Ader geerbet habe ;o).
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Samstag, 23. Dezember 2006

Nostalgie.

Mein Vater gibt mir seinen Autoschlüssel, aber ich lehne ab. Ich laufe lieber zu Fuß zum Supermarkt, so wie ich es früher immer getan habe, als ich noch keinen Führerschein hatte.

Im Garten schräg gegenüber recht die Nachbarin die letzten Laubreste zusammen. Ach, auch wieder im Lande, wie läuft das Studium? Ein Austausch weniger Belanglosigkeiten und das seltsame Gefühl, nicht mehr das Nachbarskind, sondern die fremde Heimkehrerin zu sein.

Ich laufe die Straße hinunter und nehme wie früher die Abkürzung über den Friedhof. Nach dem kurzen Innehalten am Grab meines Opas habe ich wieder diesen Geschmack von Eukalyptusbonbons im Mund, der unwiderruflich mit ihm verbunden ist.

Auf dem schmalen Weg den Hügel hinunter, vorbei an der Kirche, lausche ich in die winterliche Umgebung und höre... nichts. Nichts als einen einsamen Raben, der irgendwo in den Büschen vor sich hin schimpft.

Am Fuß des Hügels biege ich ab Richtung Dorfmitte. Da ist der alte Tante Emma Laden. Frau H. trägt zwei leere Gemüsekisten in den Schuppen, lacht und grüßt. Sie hat mir und J. früher immer gemischte Tüten Süßigkeiten für zwei Mark verkauft.

Die Metzgerei an der Kreuzung zur Hauptstraße, wo man früher von Herrn R. beim Einkauf immer ein Stück Wurst extra bekommen hat, hat einem Döner-Imbiss Platz gemacht. Die große Welt hat Einzug in das verschlafene Dorf gehalten.

Ein Stück weiter die Sporthalle, die mich an Volleyballtraining und muffige Umkleidekabinen erinnert. Und gegenüber liegt der große Festplatz verlassen, an dem man früher einmal im Jahr bei der großen Kirmes am Autoscooter aufgeregt auf den großen Schwarm gewartet hat. Heute trotzt hier nur ein kleiner Campingwagen dem eisigen Wind.

Mein Weg führt vorbei am Kindergarten, wo ich so oft meine Brüder abgeholt und nach Hause gebracht habe. Ich sehe die beiden noch genau vor mir mit ihren kleinen Rucksäcken, den frechen Gesichtern und den mit Farbe verschmierten Händchen.

Kurz bevor der Supermarkt hinter der Kurve erscheint, weckt das Gemeindehaus die prägensten Erinnerungen. Konfirmandenunterricht mit der Chaotentruppe, Kindergottesdienst mit aufmüpfigen Kleinen, Mitarbeiterschulungen, Treffpunkt für Abfahrten zu Jugendfreitzeiten. Es ist so unglaublich lange her...

Ich biege ein auf den Parkplatz des Supermarktes. Hupen, Gerenne, Geschiebe, Geschubse, Gemeckere, Flüche von Menschen auf der Jagd nach den letzten Weihnachtsgeschenken und den Zutaten für das perfekte Weihnachtsdinner. Eine alte Frau fährt mir ihren Einkaufswagen in die Kniekehle und befördert mich zurück in die Realität.

Schön war's hier.

Dienstag, 12. Dezember 2006

Abgedreht.

Am Wochenende habe ich mal wieder ein wenig mehr Blut geleckt. Beim Kurzfilm-Dreh eines Kommilitonen hatte ich wahnsinnigen Spaß und prompt haben es sich Engelchen und Teufelchen erneut auf meinen Schultern bequem gemacht. Während mir von der linken Seite eingeredet wird, dass ein Job bei Film und Fernsehen nach dem Studium ein wahr gewordener Mädchentraum wäre, insisitiert die rechte, mich fernzuhalten von dieser Branche, die weder mit Geld noch mit Sicherheit lockt...

Donnerstag, 7. Dezember 2006

Fragwürdige Crosspromotion.

Die Meldung ist nicht neu, deshalb aber nicht weniger diskussionswürdig.

Die ProSiebenSat.1 Media AG hat im September dieses Jahres 30% von MyVideo übernommen, um ihre Onlinepräsenz zu stärken. So weit, so unspektakulär.

Am 22. Dezember wird aber als Folge dessen ein neues Fernsehformat ausgestrahlt: Sat.1 wird zum ersten Mal eine komplette Sendung mit Clips von MyVideo füllen.

Stellt sich die Frage, nach welchen Kriterien die auszustrahlenden Clips für die Sendung ausgewählt werden. Formate à la "Bitte lächeln" gibt es wie Sand am Meer und Teenies beim Playbacksingen im Kinderzimmer zuzuschauen, ist für das Gros der TV-Rezipienten wohl nicht unbedingt fesselnd.
Außerdem darf man gespannt sein, in welcher Qualität die fürs Internet komprimierten Videodateien über die Bildschirme flimmern werden und wieviele nichtsahnende Protagonisten sich überrascht (entsetzt?) im Massenmedium Fernsehen wiederfinden werden.

Ich halte diese Verknüpfung von Crosspromotion und billiger TV-Produktion für äußerst lächerlich und bin gespannt auf die Einschaltquoten.

Mittwoch, 6. Dezember 2006

Meldung.

Wieder gesund. - Grippe hat Schreibideen aufgefressen. - Immunsystem war zu langsam, um Zerstörung aufzuhalten. - Gehirnzellen arbeiten krampfhaft an Kreativitätsreaktivierung. - Übersetzung für morgiges Seminar hat Priorität. - Blog lebt noch. - Ende der Meldung.

Mittwoch, 29. November 2006

Fassungslos.

Zum ersten Mal in meinem Leben bin ich in der Öffentlichkeit Zeugin unglaublicher Nazi-Parolen geworden.

Auf dem Weg zum Bus mache ich gut gelaunt einen Abstecher in eine Bäckerei. Während meiner Bestellung tönt aus der Stehcafe-Ecke laut ein "Die sollen doch alle nach Hause gehen". Die drei Herren in Handwerker-Montur, alle im Alter von 50 bis 60, quittieren meinen bösen Blick. Das schert sie natürlich überhaupt nicht und es wird peinlich weiter gepöbelt.

Ein Mann, der endlich mal wieder Ordnung schafft, müsse her. Vielleicht nicht gerade Hitler, knurrt der eine, das wäre dann doch vielleicht zu hart. Aber so einer, der mal richtig durchgreifen würde. Mein bestellter Kaffee steht dampfend auf der Theke neben den drei Männern. Ich dampfe auch. Vor Wut. Mein Blick fängt die der beiden Verkaufsdamen, die mich peinlich berührt anlächeln. Und sich dann eifrig mit der Weihnachtsdekoration des Ladens beschäftigen.

Ich will meinen Kaffee nehmen und raus aus diesem Laden. Keine Lust, mich am frühen Morgen als junge Frau mit drei alten Haudegen anzulegen. Während ich aber krampfhaft versuche, meinen Ärger in den Griff zu bekommen, gewinnt der Pöbel erst richtig Fahrt. Raus sollten die, alle zusammen, raus aus Deutschland. Dahin, wo sie hergekommen seien. Die wollten ja sowieso alle nicht arbeiten. Dabei gäbe es hier doch Arbeit genug, fällt der zweite dem ersten ins Wort, die wollten ja bloß alle nicht. Genau, ereifert sich der dritte, in Konzentrationslager sollten die alle, da könnten sie dann arbeiten. Und zwar so richtig.

Mir platzt der Kragen. Ich greife meinen Kaffee und motze die Vollidioten Herren an, dass es unglaublich sei, was sie da von sich gäben und dass ich das überhaupt nicht in Ordnung fände.
Der Rädelsführer dreht sich zu mir um und mustert mich abschätzig. Ob ich Mädchen denn überhaupt schon mal Geld verdient hätte. Oh ja, drei Jahre lang, ob er es glaube oder nicht, schnaube ich. Darauf folgt ein wirres Geschwätz über Baustellen in Deutschland und die Franzosen, die über das Land herfallen, und...

Zwar hätte ich es von vornherein wissen müssen, aber mir wird in diesem Moment klar, dass diskutieren hier völlig fehl am Platz ist. Ich falle dem schimpfenden Kerl ins Wort, dass ich keine Lust hätte, mir sein Gerede anzuhören und dass er in Zukunft nachdenken solle, was er da so von sich gäbe. Ein fünfter Kunde an einem anderen Stehtisch nickt zu meinen Worten. Stumm. Ich stampfe aus dem Laden.

Als sich die Wut über die Männer und ihre Parolen gelegt hat, bleibt die Wut über mich selbst. Ich habe mit einer zickigen Aussage den Rückzug angetreten und die Parolenschreier ohne Gegenargumente ihrer Selbstherrlichkeit überlassen.

Und dann legt sich auch diese Wut allmählich Dank des Bewusstseins, wenigstens den Mund aufgemacht zu haben. Und klar gemacht zu haben:
Das ist euer Geschwätz. Nicht meins.
Der vierte Mann im Laden und die beiden Verkäuferinnen haben mit ihrem Schweigen Akzeptanz signalisiert. Eigentlich hätten auch sie einen Rüffel verdient.

Sonntag, 26. November 2006

Konjunktiv II. Oder: Die Wahrheit WÄRE unbequem.

Der Konjunktiv II ist das gemeinste dämlichste überflüssigste, was die deutsche Grammatik zu bieten hat.

Miss Whatever

"Das ist meine Weltanschauung, wer aber die gegenteilige hat kann weise sein, sagt der Weise. Das ist meine Weltanschauung, und wer eine andere hat ist ein Tor, sagt der Tor." (Marie Freifrau von Ebner-Eschenbach, 1830 - 1916)

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