Sonntag, 6. August 2006

Arbeiten kann so schön sein.

Letztes Wochenende habe ich richtig gutes Geld verdient - und hatte richtig viel Spaß dabei. Ich hatte kurzfristig einen Einsatz als Hostess auf der World Series by Renault 2006 auf dem Nürburgring zugesagt und habe das letzte Wochenende deshalb in der tiefsten Eifelprovinz verbracht.
Wir Hosts (ja, es waren immerhin 10% männliche Kollegen dabei) und Hostessen waren direkt an der Rennstrecke im 4-Sterne Dorint Novotel Hotel untergebracht und ich hab mich dort herrlich über mich selbst amüsiert. Ich bin von meiner kindlichen Begeisterung gar nicht mehr runtergekommen: der coole Glasaufzug mit Blick über die Rennstrecke, das unglaublich schicke Hotelzimmer mit der perfekten Bettdecke, die geniale Dusche, in der man spazierengehen konnte, das leckere Essen, mit dem wir rund um die Uhr gemästet wurden und vor allem: nix dafür bezahlen, sondern bezahlt werden.

Ich hatte Glück mit meiner Einteilung: K. und ich wurden im Formel-1-Zelt eingesetzt, wo wir den Kindern und den kindgebliebenen Erwachsenen die Playstation in den F1-Konsolen erklärt, Streithähne auseinandergenommen, Postkarten verteilt, Fragen beantwortet, Tränen getrocknet, Aufpasser gespielt, Eisesser rausgeworfen und dauergelächelt haben. Zwischendurch schien die Zeit zwar immer mal wieder stehen zu bleiben und die beiden Tage waren mit Arbeitszeiten von 7:30 - 18:00 ganz schön lang - trotzdem war es grandios und ich wäre gern noch ein paar Tage länger geblieben.

Ich habe an dem Wochenende aber auch für mich selbst etwas gelernt: Nach meinem Studium will ich versuchen, die Veranstaltungsbranche zu meiden. Mir ist das alles viel zu surreal: Da wird für ein paar Tage eine kleine Welt erschaffen mit allem, was dazugehört. Die Veranstaltungsfläche wird mit einer kompletten Infrastruktur ausgestattet, aus der ganzen Welt kommen Menschen zusammen, die sich vorher noch nie gesehen haben, die während der Veranstaltung dann als Kollegen plötzlich das freundschaftlichste und innigste Verhältnis haben und die nach der Veranstaltung dann wieder auseinandergehen, ohne sich dafür zu interessieren, wohin die anderen gehen und was sie dort tun. Die Infrastruktur wird wieder abgebaut und am Tag nach der Veranstaltung scheint die ganze kleine Welt des Events nie existiert zu haben. Im besten Falle haben sich nach einiger Zeit höchstens die Umsatzzahlen gesteigert. Das ist echt nicht meine Welt.
Darüber hatte ich mich mit meiner Zimmernachbarin A. unterhalten und sagte zu ihr, dass ich einige der Kolleginnen mit Vorsicht genieße, weil ich die überschwengliche "Herzlichkeit" befremdlich finde. Sie hat das bestätigt und meinte, ich sei anders, denn bei mir wisse man, woran man ist. Das war das schönste Kompliment, das ich an diesem Wochenende bekommen habe und hat mich verdammt beruhigt. Denn so wie viele, die in dieser Branche arbeiten, möchte ich niemals werden.

Ach ja, und noch ein Hinweis für die Männerwelt: Wenn euch eine junge Dame eine Postkarte oder einen Flyer oder sonst irgendein Druckerzeugnis in die Hand gibt: Egal wie nett sie euch anlächelt - der Spruch "Und wo steht da deine Telefonnummer?" ist nicht originell. Auch nicht in Variation. Bitte merken.

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