Fassungslos.
Zum ersten Mal in meinem Leben bin ich in der Öffentlichkeit Zeugin unglaublicher Nazi-Parolen geworden.
Auf dem Weg zum Bus mache ich gut gelaunt einen Abstecher in eine Bäckerei. Während meiner Bestellung tönt aus der Stehcafe-Ecke laut ein "Die sollen doch alle nach Hause gehen". Die drei Herren in Handwerker-Montur, alle im Alter von 50 bis 60, quittieren meinen bösen Blick. Das schert sie natürlich überhaupt nicht und es wird peinlich weiter gepöbelt.
Ein Mann, der endlich mal wieder Ordnung schafft, müsse her. Vielleicht nicht gerade Hitler, knurrt der eine, das wäre dann doch vielleicht zu hart. Aber so einer, der mal richtig durchgreifen würde. Mein bestellter Kaffee steht dampfend auf der Theke neben den drei Männern. Ich dampfe auch. Vor Wut. Mein Blick fängt die der beiden Verkaufsdamen, die mich peinlich berührt anlächeln. Und sich dann eifrig mit der Weihnachtsdekoration des Ladens beschäftigen.
Ich will meinen Kaffee nehmen und raus aus diesem Laden. Keine Lust, mich am frühen Morgen als junge Frau mit drei alten Haudegen anzulegen. Während ich aber krampfhaft versuche, meinen Ärger in den Griff zu bekommen, gewinnt der Pöbel erst richtig Fahrt. Raus sollten die, alle zusammen, raus aus Deutschland. Dahin, wo sie hergekommen seien. Die wollten ja sowieso alle nicht arbeiten. Dabei gäbe es hier doch Arbeit genug, fällt der zweite dem ersten ins Wort, die wollten ja bloß alle nicht. Genau, ereifert sich der dritte, in Konzentrationslager sollten die alle, da könnten sie dann arbeiten. Und zwar so richtig.
Mir platzt der Kragen. Ich greife meinen Kaffee und motze dieVollidioten Herren an, dass es unglaublich sei, was sie da von sich gäben und dass ich das überhaupt nicht in Ordnung fände.
Der Rädelsführer dreht sich zu mir um und mustert mich abschätzig. Ob ich Mädchen denn überhaupt schon mal Geld verdient hätte. Oh ja, drei Jahre lang, ob er es glaube oder nicht, schnaube ich. Darauf folgt ein wirres Geschwätz über Baustellen in Deutschland und die Franzosen, die über das Land herfallen, und...
Zwar hätte ich es von vornherein wissen müssen, aber mir wird in diesem Moment klar, dass diskutieren hier völlig fehl am Platz ist. Ich falle dem schimpfenden Kerl ins Wort, dass ich keine Lust hätte, mir sein Gerede anzuhören und dass er in Zukunft nachdenken solle, was er da so von sich gäbe. Ein fünfter Kunde an einem anderen Stehtisch nickt zu meinen Worten. Stumm. Ich stampfe aus dem Laden.
Als sich die Wut über die Männer und ihre Parolen gelegt hat, bleibt die Wut über mich selbst. Ich habe mit einer zickigen Aussage den Rückzug angetreten und die Parolenschreier ohne Gegenargumente ihrer Selbstherrlichkeit überlassen.
Und dann legt sich auch diese Wut allmählich Dank des Bewusstseins, wenigstens den Mund aufgemacht zu haben. Und klar gemacht zu haben:
Das ist euer Geschwätz. Nicht meins.
Der vierte Mann im Laden und die beiden Verkäuferinnen haben mit ihrem Schweigen Akzeptanz signalisiert. Eigentlich hätten auch sie einen Rüffel verdient.
Auf dem Weg zum Bus mache ich gut gelaunt einen Abstecher in eine Bäckerei. Während meiner Bestellung tönt aus der Stehcafe-Ecke laut ein "Die sollen doch alle nach Hause gehen". Die drei Herren in Handwerker-Montur, alle im Alter von 50 bis 60, quittieren meinen bösen Blick. Das schert sie natürlich überhaupt nicht und es wird peinlich weiter gepöbelt.
Ein Mann, der endlich mal wieder Ordnung schafft, müsse her. Vielleicht nicht gerade Hitler, knurrt der eine, das wäre dann doch vielleicht zu hart. Aber so einer, der mal richtig durchgreifen würde. Mein bestellter Kaffee steht dampfend auf der Theke neben den drei Männern. Ich dampfe auch. Vor Wut. Mein Blick fängt die der beiden Verkaufsdamen, die mich peinlich berührt anlächeln. Und sich dann eifrig mit der Weihnachtsdekoration des Ladens beschäftigen.
Ich will meinen Kaffee nehmen und raus aus diesem Laden. Keine Lust, mich am frühen Morgen als junge Frau mit drei alten Haudegen anzulegen. Während ich aber krampfhaft versuche, meinen Ärger in den Griff zu bekommen, gewinnt der Pöbel erst richtig Fahrt. Raus sollten die, alle zusammen, raus aus Deutschland. Dahin, wo sie hergekommen seien. Die wollten ja sowieso alle nicht arbeiten. Dabei gäbe es hier doch Arbeit genug, fällt der zweite dem ersten ins Wort, die wollten ja bloß alle nicht. Genau, ereifert sich der dritte, in Konzentrationslager sollten die alle, da könnten sie dann arbeiten. Und zwar so richtig.
Mir platzt der Kragen. Ich greife meinen Kaffee und motze die
Der Rädelsführer dreht sich zu mir um und mustert mich abschätzig. Ob ich Mädchen denn überhaupt schon mal Geld verdient hätte. Oh ja, drei Jahre lang, ob er es glaube oder nicht, schnaube ich. Darauf folgt ein wirres Geschwätz über Baustellen in Deutschland und die Franzosen, die über das Land herfallen, und...
Zwar hätte ich es von vornherein wissen müssen, aber mir wird in diesem Moment klar, dass diskutieren hier völlig fehl am Platz ist. Ich falle dem schimpfenden Kerl ins Wort, dass ich keine Lust hätte, mir sein Gerede anzuhören und dass er in Zukunft nachdenken solle, was er da so von sich gäbe. Ein fünfter Kunde an einem anderen Stehtisch nickt zu meinen Worten. Stumm. Ich stampfe aus dem Laden.
Als sich die Wut über die Männer und ihre Parolen gelegt hat, bleibt die Wut über mich selbst. Ich habe mit einer zickigen Aussage den Rückzug angetreten und die Parolenschreier ohne Gegenargumente ihrer Selbstherrlichkeit überlassen.
Und dann legt sich auch diese Wut allmählich Dank des Bewusstseins, wenigstens den Mund aufgemacht zu haben. Und klar gemacht zu haben:
Das ist euer Geschwätz. Nicht meins.
Der vierte Mann im Laden und die beiden Verkäuferinnen haben mit ihrem Schweigen Akzeptanz signalisiert. Eigentlich hätten auch sie einen Rüffel verdient.
Miss Whatever - 29. Nov, 18:04
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